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"Shakespeare im Park": Thisbe küsst wieder durch die Wand

Eine neue Staffel von "Shakespeare im Park" erweckt Feen, Geister und Gespenster.

Gregor Schulz, Britta Bayer und Matthias Hermann bei „Shakespeare im Park“.
Gregor Schulz, Britta Bayer und Matthias Hermann bei „Shakespeare im Park“.

Wenn hinter einer riesigen Eibe im Leopoldskroner Park fünf Schauspieler hervormarschieren und einer ausruft: "Hier ist ein idealer Platz für eine Probe!", dann ist "Sommernachtstraum" angesagt. Tatsächlich wird bald nach den tolldreist tölpelhaften Streitereien der schauspielfreudigen Handwerker die manieriert verliebte Thisbe durch den Spalt in der von Britta Bayer dargestellten Wand ihren Pyramus küssen.

Das Salzburger Landestheater bringt heute, Freitag, sofern das Wetter passt, eine neue Version von "Shakespeare im Park" heraus, die diesmal "Feen und Gespenster" im Untertitel trägt. Und soeben hat - so war es in der Generalprobe am Donnerstag zu erleben - die Schauspielerin Leontine Dick an langen, von einem riesigen Baum hängenden Stoffbändern ihre Akrobatinnenkünste als Lufttänzerin dargeboten und dabei von der Elfenkönigin und von zu sammelnden Tautropfen erzählt: Hier beginnt Puck sein Unwesen zu treiben, bald wird er unter Liebenden lebensgefährliche Verwirrung stiften.

Aufs Neue eröffnet diese Shakespeare-Staffel einen wunderbaren Flaniergang durch den ansonsten nicht öffentlich zugänglichen Park von Leopoldskron - durchs Gartenparterre, vorbei am Herkules mit dem nemeischen Löwen, an barocken Vasen und am Seepferdchen, das in einer ungemähten Wiese schwimmt, bis hin zur Stelle, wo Max Reinhardt sein - mittlerweile versunkenes - Gartentheater hingebaut hat. Und aufs Neue ergibt das ein apartes Ratespiel, aus welchem Stück Shakespeares die jeweilige Szene entnommen ist, in der Rachegeister, Traumgestalten, Liebeswünsche, Mordgelüste und süß oder schreckhaft auftauchende Erinnerungen den Menschen Geist und Herz vernebeln oder auch blitzartig, nur für einen Moment, aufklären.

Intendant Carl Philip von Maldeghem hat die Zwischentexte verfasst und die eine oder andere Szene - wie jene der Handwerker - in heutige Sprache übersetzt. Mit diesen, so wird es zu Beginn im Hof des Meierhofs von Georg Schulz in boshaft schauriger Manier geschildert - will es der sich als "wahnsinnig unterschätzter Schriftsteller" haltende John Webster, ein Zeitgenosse Shakespeares, aufnehmen. Carl Philip von Maldeghem bietet als Regisseur den Schauspielern vielerlei Gelegenheit, Spielfreude und Wandlungsfähigkeit zu zeigen. In der Generalprobe fiel etwa Matthias Hermann auf, der als Brutus aus "Julius Caesar" einen grauenhaften Traum durchleidet, dann als Handwerker auch den Löwen spielen will und zudem darstellt, wie man schlecht, weil völlig outrierend und überdreht, einen Verliebten spielt.

Marco Dott erfreut nicht nur als York in einer Szene aus "Heinrich IV." oder als Amme in "Romeo und Julia", sondern auch mit vorzüglicher Gesangsstimme für ein Hexenlied oder das 18. Sonett. Apropos Musik: Leider kommt die wieder aus Boxen. Vielleicht gelingt's beim nächsten "Shakespeare im Park", die Konserven durch ein paar lebende, live-spielende Musiker zu ersetzen?

Auch wenn die letzte Szene mit Richard III. noch einmal Grauen und Schauder der bösen Kriegs- und Mördergeister Angst einjagen, am Ende wirds versöhnlich, wenn Puck versichert: "Alles war nur ausgedacht."


Theater: "Shakespeare im Park: Feen und Gespenster", Salzburger Landestheater, Schloss Leopoldskron, Premiere am 17. Mai.

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