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Rechnungshof sieht langsamen und teuren Smart-Meter-Start

Smart Meter, die neuen "intelligenten" Strommessgeräte, sind bis Ende 2022 deutlich langsamer als versprochen installiert worden. Außerdem kostete die Einführung gut doppelt so viel wie geplant und der Zugriff auf die Daten gelang den Anbietern nur teilweise, womit die versprochene "Intelligenz" nicht erreicht wurde, schreibt der Rechnungshof (RH) in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Inzwischen hat die Ausrollung aber deutlich an Fahrt aufgenommen, so die E-Control.

Smart-Meter-Einführung war langsamer und teurer als geplant
Smart-Meter-Einführung war langsamer und teurer als geplant

Smart Meter hätten laut EU-Verordnung bis 2020 in 80 Prozent der Anschlüsse installiert sein sollen. Österreich wollte sogar 95 Prozent erreichen. In Wahrheit hatten 2022 erst 68 Prozent der Nutzer so ein modernes Gerät in Verwendung. Da aber viele Länder in Verzug waren, hat die EU-Kommission die Frist für die Ausrollung bis Ende 2024 verlängert.

Ende 2023 waren allerdings doch schon 85 Prozent der Strommessgeräte ausgetauscht, das waren 5,6 Millionen der 6,6 Millionen installierten Zähler, bis Ende 2024 sollten 95 Prozent oder mehr Smart Meter haben, sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber am Freitag auf Anfrage der APA.

Die Kosten für die Investitionen in Smart Meter stiegen von vorhergesagten 830 Mio. Euro auf 1,78 Mrd. Euro - dazu kommen noch Betriebskosten, sodass die Einführung 2,18 Mrd. Euro gekostet hat, schreibt der Rechnungshof. Kosten für Netzverluste und Finanzierungskosten seien darin noch nicht einmal enthalten und würden von der E-Control auch nicht erhoben, es bestehe das Risiko, dass weitere Kosten anfallen. Im Durchschnitt aller Landes-Netzbetreiber kostete ein Smart Meter in der Einführungsphase 330 Euro, so die Prüfer.

"Der Nutzen für Endkunden und Netzbetreiber sowie für die Volkswirtschaft zeichnete sich noch nicht ab oder nur in deutlich geringerem Ausmaß als erwartet", heißt es im RH-Bericht. Es gab offenbar verbreitet Probleme mit der Datenübertragung: Ende 2022 kommunizierte jeder siebente Smart Meter nicht, in der Ausrollquote waren aber auch "nicht intelligente" Geräte erfasst. Keinem Betreiber gelang es, im Juli und August 2022 täglich alle Messgeräte auszulesen - zwei Landes-Netzbetreiber erreichten an einigen Tagen überhaupt kein Messgerät.

Die Kommunikation laufe nicht stabil, "obwohl das Datenvolumen derzeit noch vergleichsweise niedrig ist", kritisiert der RH. Denn Ende 2022 hatten nur 7,2 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten die viertelstündliche Auslesung gewählt mit täglich fast hundert Messwerten. 90 Prozent ließen sich standardmäßig einmal am Tag Messwerte liefern, der Rest nur einmal im Jahr. Die Nachfrage nach Daten im Viertelstunden-Takt steige aber.

Oesterreichs-Energie-Generalsekretärin Barbara Schmidt hat noch im März 2024 darauf hingewiesen, dass zwar jeder einen Rechtsanspruch auf eine Auslesung der Daten im Viertelstunden-Takt habe, die Infrastruktur dafür aber aktuell noch nicht ausgelegt sei. Auch Haber räumt ein, dass es derzeit noch Probleme mit der Auslesung der Daten und dem zugänglich machen für die Kunden gebe. Kein großes Thema ist aus Sicht Habers der Stromverbrauch der Smart Meter: Dieser liege ähnlich hoch wie bei den alten mechanischen Zählern.

Der Rechnungshof kritisiert auch, dass die viertelstündlich vorliegenden Daten den Netzbetreibern helfen könnten, die Netze zu steuern, aber aufgrund rechtlicher Einschränkungen die Messwerte nur eingeschränkt verwendet werden dürfen.

Unterm Strich "empfiehlt" der Rechnungshof, dass das Klimaministerium in Kooperation mit Fachressorts, Regulierungsbehörden, Branchenverbänden und Stakeholdern die Einführung der Smart Meter enger begleitet. Die E-Control sollte die Erhebung der Smart-Meter-Kosten über das Jahr 2024 hinaus fortsetzen, wobei insbesondere die genutzte Kommunikationstechnik neu zu bewerten sei. Auch sollten die rechtlichen Bestimmungen zur Nutzung der Smart-Meter-Daten durch die Verteilernetzbetreiber genauer definiert werden, vor allem sei dabei die Beseitigung von Netzengpässen und Gewährleistung der Versorgungssicherheit mitzudenken.

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