Nicht das Endspiel am Sonntag, sondern das Achtelfinale am Dienstag nach Mitternacht war der emotionale Höhepunkt beim ATP-Masters-1000-Turnier in Madrid. Es herrschte schon bei den ersten drei Auftritten von Rafael Nadal in der Caja Mágica (Zauberkiste), wie das größte Tennisstadion in Spaniens Hauptstadt genannt wird, eine besondere Stimmung. Nach dem 5:7 und 4:6 gegen Jiří Lehečka brachen dann alle Dämme. Nadal selbst konnte die Tränen zurückhalten, seine Familie, Betreuer sowie viele Zuschauer, die ihren Volkshelden verabschiedeten, nicht. 21 Jahre nach seinem ersten Auftritt in Madrid sagt Nadal dort nun endgültig "Adiós".
Nadal: "Ein schwieriger Tag, aber die Realität"
"Es ist ein schwieriger Tag, wenn er da ist, aber es ist die Realität. Mein Körper und mein Leben senden mir seit einiger Zeit Signale", sagt der 37-Jährige, der seit geraumer Zeit mit Verletzungssorgen zu kämpfen hat und heuer nur mehr wenige, ausgewählte Turniere bestreiten kann. Rom, Roland Garros, die Olympischen Spiele in Paris und die Farewell-Party beim Laver Cup Ende September - diesen Kalender könnte sein geschundener Körper noch zulassen.
In seiner Heimat jedenfalls machte er ihm keinen Strich durch die Rechnung. "Ich war in der Lage, mich auf dem Platz zu verabschieden, einer der emotionalsten Plätze für mich. Madrid war zeitweise wichtiger für mich als ein Grand Slam. Die Erinnerungen werden für immer bleiben", sagte Nadal, der mit nicht enden wollendem tosenden Applaus und stehenden Ovationen gefeiert wurde.
Alcaraz kämpft Struff nieder
Teilweise erinnerte Nadal wieder an seine Glanzzeiten, so besiegte er in Runde zwei etwa den Weltranglistenelften Alex de Minaur. Die Hoffnung, er könnte womöglich noch einmal um die größten Titel mitspielen, wurde geweckt. Erwartungen, die er selbst aber stets abgewiesen hatte. 2005, vor 19 Jahren, holte er in Madrid seinen ersten Titel. Da war Carlos Alcaraz, sein legitimer Nachfolger, zwei Jahre alt. Quasi als Einstimmung auf das Nadal-Match lieferte sich Alcaraz mit seinem famos aufspielenden Jan-Lennard Struff in einer Neuauflage des Vorjahres-Endspiels ein sehenswertes Duell und rang den Deutschen 6:3, 6:7(5) und 7:6(4) nieder. Im Viertelfinal-Hit am Mittwoch (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) wartete Andrej Rublew.
Thiem wohl erst in Paris wieder im Einsatz
Während es für die aktuellen Topstars von Madrid weitergeht nach Rom, hat Dominic Thiem seinen Auftritt beim Klassiker nächste Woche abgesagt. Der 30-jährige Niederösterreicher, der zuletzt ernüchternde Niederlagen einstecken musste, bereitet sich in Österreich auf die French Open vor.