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Autozulieferer kämpfen um jeden Auftrag

Branche in Österreich fürchtet weitere Stellenverluste. Magna mit mehr Umsatz, aber Einbruch beim Auftragsbau ganzer Fahrzeuge in Graz.

Bei Magna in Graz werden Jobs abgebaut.
Bei Magna in Graz werden Jobs abgebaut.

Der große Stellenabbau bei Magna in Graz, wo nach dem Produktionsstopp des E-Autos Fisker Ocean 500 Beschäftigte ihre Jobs verlieren, sowie die immer deutlicher werdende Dominanz des chinesischen Automarkts lassen in den heimischen Zulieferbetrieben die Sorgenfalten tiefer werden.

Schon im Februar hatte die Branche mit rund 900 Unternehmen in Österreich erklärt, dass im Wandel hin zur E-Mobilität im Ernstfall an die 32.000 Jobs auf dem Spiel stünden, das wären gut 40 Prozent der rund 81.000 Beschäftigten. "Jetzt stagniert die E-Mobilität in Europa, das heißt, nicht einmal mehr das Zugpferd der vergangenen Jahre läuft derzeit rund", sagt der Sprecher der Arge Automotive Zulieferer in der Wirtschaftskammer Österreich, Clemens Zinkl. Das Investitionsvolumen sei rückläufig, weitere Stellenverluste rund um den Automobilbereich seien in nächster Zeit "leider zu befürchten".

Erschwerend zum Umbruch im europäischen Automobilsektor kämen ein weiterhin hohes Zinsniveau sowie hohe Energiepreise hinzu, dazu sinke die Verfügbarkeit von Rohstoffen und litten die Betriebe in Österreich unter einer nach wie vor besonders hohen Inflation, "das haben andere Länder besser gemacht", betont Zinkl. "Wir sehen aktuell nicht in eine rosige Zukunft."

Nicht nur jenes Drittel der heimischen Zuliefererbetriebe, das zu 100 Prozent von der Automobilindustrie abhängig sei, stehe aktuell schwer unter Druck. Auch die restlichen zwei Drittel, die mehrere Sektoren bedienen und breiter auf gestellt sind, müssten kämpfen, so Zinkl. "Aktuell tun wir uns in allen Bereichen schwer."

Deutlich sicht- und spürbar freilich ist die Krise im Automobilsektor. In Deutschland würden immer mehr große Zulieferer ihre Standorte zu Hause verkleinern und die Produktionen in andere Märkte platzieren, "vor allem in China und Asien, weil dort die E-Mobilität läuft und auch der Verbrenner wieder zulegt", erklärt Zinkl. "Die gehen dorthin, wo die Fahrzeuge hergestellt werden, das war immer so." Und wenn in Europa kein Geschäft mehr zu machen sei, "dann trifft das auch die Zulieferbetriebe in Österreich". Planungssicherheit gebe es derzeit so gut wie keine, "die Betriebe fahren auf sehr kurze Sicht, um jeden Auftrag, der derzeit zu bekommen ist, wird gekämpft".

Abwandern, um woanders Geschäfte zu machen, sei kaum Option. Die heimische Branche sei geprägt von überwiegend kleineren und mittleren Unternehmen, "die sind hoch spezialisiert und haben eine Qualität, die kein anderer schafft", betont der Branchenvertreter. Momentan fahre man allerdings "in eine Richtung, die höchst gefährlich ist". Die Zulieferbetriebe kamen zuletzt auf einen Jahresumsatz von gut 28,5 Mrd. Euro.

Magna hat in Graz vor zehn Tagen den Abbau von 500 Jobs angekündigt. Am Freitag gab der kanadisch-österreichische Autozulieferer seine Quartalszahlen bekannt: Der Umsatz stieg von 10,7 auf 11 Mrd. Dollar. Der operative Gewinn von 449 auf 469 Mill. Dollar. Der Auftragsbau ganzer Fahrzeuge, der in Graz abgewickelt wird, verbuchte allerdings einen Umsatzrückgang um 15 Prozent auf 1,38 Mrd. Dollar.

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